Multiple Sklerose-Verlauf: die 3 Verlaufsformen der MS
MS-Prognose: Wie verläuft Multiple Sklerose?
Wie sich die Nervenkrankheit Multiple Sklerose entwickelt, lässt sich nicht vorhersagen. Bei jedem Betroffenen zeigt sich MS anders – abhängig davon, welche Bereiche des zentralen Nervensystems von der Demyelinisierung wie stark betroffen sind, wie oft Schübe auftreten, wie schwer die Schübe verlaufen und wie rasch die Autoimmunkrankheit fortschreitet.
Da die Symptome und der Verlauf von Patient zu Patient stark variieren können, sprechen Ärzte auch von der „Krankheit der 1000 Gesichter“. Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) betont, dass „die MS nicht zwangsläufig schwer verlaufen muss“. Gerade zu Beginn der Krankheit sei eine weitgehende Abheilung der entzündlichen Herde und damit zur Rückbildung der Krankheitssymptome möglich.
Multiple Sklerose-Verlauf: Die drei Formen der MS
Die Multiple Sklerose kann sich unterschiedlich zeigen und entwickeln. Mediziner unterscheiden drei Multiple Sklerose-Verlaufsformen:
- Schubförmig remittierende MS (RRMS): Die Symptome kommen in Schüben und bilden sich in manchen Fällen vollständig, in anderen Fällen unvollständig zurück. Auf einen Schub folgt eine Erholungsphase (Remission), in der keine oder nur wenige Symptome auftreten. Die schubförmig remittierende MS ist mit etwa 85 bis 90 Prozent die häufigste Verlaufsform der MS.
- Primär progrediente MS (PPMS): Die Multiple Sklerose schreitet von Anfang an stetig fort. Die Behinderung nimmt konstant zu – ohne das Auftreten von Schüben. Vor allem Patientinnen und Patienten mit einem späteren Krankheitsbeginn ab 40 Jahren sind von dieser Verlaufsform betroffen. Etwa 10 Prozent der MS-Betroffenen haben PPMS.
- Sekundär progrediente MS (SPMS): Die SPMS kann sich aus der RRMS entwickeln. Die Beschwerden nehmen kontinuierlich zu. Die Behinderungen bilden sich nicht mehr zurück und können sich unabhängig vom Auftreten eines Schubes weiter verstärken.
Schub und remittierende Phase – was bedeutet das?
Mediziner sprechen von einem Schub, wenn entweder ein neues MS-Symptom auftritt oder sich ein bestehendes MS-Symptom verstärkt und die Beschwerden mindestens 24 Stunden andauern. Bleibt die MS über einen längeren Zeitraum stabil, bezeichnen Ärzte dies als Remissionsphase (stabile Phase oder Erholungsphase).
Der Multiple Sklerose-Verlauf zu Krankheitsbeginn
Auch wenn es keine zuverlässigen Prognosen zu dem Verlauf der MS gibt, lassen sich in der Gesamtheit der Patientinnen und Patienten doch Gemeinsamkeiten feststellen. So zeigen zwischen 85 und 90 Prozent der Betroffenen zu Beginn einen schubförmigen Verlauf. Im Schnitt geht der schubförmige Verlauf bei 30 bis 40 Prozent der Betroffenen nach etwa 10 bis 15 Jahren in einen sekundär chronisch progredienten Verlauf über.
Wie die DMSG mitteilt, zeigen nach 20 Jahren etwa 90 Prozent der Betroffenen eine chronisch progrediente Verlaufsform. Etwa zehn Prozent der Patientinnen und Patienten haben von Beginn an einen primär-chronisch progedienten Verlauf, also von Krankheitsbeginn an eine langsame Verschlechterung des Krankheitsbildes ohne klare Schübe.
Der Multiple Sklerose-Verlauf mit fortschreitender Krankheit
Weiter erklärt die DGMS, dass Verlaufsbeobachtungen zeigen konnten, dass die Wahrscheinlichkeit für einen weiterhin relativ gutartigen Verlauf höher ist, wenn nach fünf oder zehn Jahren das Krankheitsbild stabil ist. Eine klare „Faustregel“ lasse sich aufgrund des sehr individuellen Krankheitsverlaufs nicht ableiten. Für die Betroffenen ist diese Unberechenbarkeit der Autoimmunerkrankung MS eine Belastung. Die Angst vor neuen Schüben und einer weiteren Verschlechterung – und damit Einschränkungen in Leben und Alltag – begleitet sie.
MS: Brauche ich einen Rollstuhl?
MS führt nicht bei allen Betroffenen zu einem Leben im Rollstuhl. Nicht ganz die Hälfte der an MS Erkranken sind im Verlauf der Krankheit zeitweise oder ganz auf einen Rollstuhl angewiesen. Nach Angaben der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz hat ein Drittel der Betroffenen zeitlebens einen günstigen Verlauf der Krankheit. Ein weiteres Drittel leidet unter Behinderungen, die Selbstständigkeit bleibt jedoch erhalten.
Für ein Drittel der Patienten bringt die Multiple Sklerose schwere Behinderungen mit sich, im Extremfall auch den Tod. Allerdings seien nach 25 Jahren Krankheitsdauer - bei entsprechender Behandlung - im Schnitt noch gut 30 Prozent der Patienten arbeitsfähig und sogar noch etwa 65 Prozent der Patienten gehfähig.
Quellen:
Was ist Multiple Sklerose? Online-Information der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). (Stand: Aufgerufen am 8. Juni 2021)
Schubförmig remittierend Verlaufsform bei Multipler Sklerose. Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. (Stand: Aufgerufen am 8. Juni 2021)
Physio-Übungen für zu Hause. Online-Videoangebot der Schweizerischen Multiple Sklerose Gesellschaft. (Stand: Aufgerufen am 8. Juni)
Verlaufsformen der MS. Online-Information der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). (Stand: Aufgerufen am 8. Juni 2021)
Erkrankungsverlauf und Prognose bei Multiple Sklerose (MS). Online-Information der Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz. (Stand: Aufgerufen am 8. Juni 2021)
Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Diagnose und Therapie der Multiplen Sklerose, Neuromyelitis-optica-Spektrum-Erkrankungen und MOG-IgG-assoziierten Erkrankungen. Herausgegeben von der Kommission Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. (Stand: 2021)