Nahrungsergänzungsmittel Spirulina: Wie wirksam sind Algen?
Nahrungsergänzungsmittel Spirulina: Was ist das?
Spirulina ist eine Mikroalge (Blaualge), die getrocknet als Nahrungsergänzungsmittel entweder als Pulver, Tabletten, Presslinge oder Flocken erhältlich ist. Spirulina gilt als Superfood und soll laut Herstellerversprechen nicht nur eine Energiequelle sein, sondern auch beachtliche Mengen an Vitaminen, etwa Vitamin B12, und Mineralstoffen liefern. Außerdem wird Spirulina als Hilfe bei Schmerzerkrankungen beworben und soll das Immunsystem stärken, Krebs vorbeugen helfen, die Blutfettwerte regulieren, Gewichtsverlust unterstützen, Allergien lindern und Herpes behandeln können.
Die Studienlage ist allerdings weit weniger „super“ wie die Hersteller behaupten: Es gibt keine Untersuchungen, die Effekte von Spirulina als Nahrungsergänzung auf verschiedene Erkrankungen zweifelsfrei nachweisen oder einen Erfolg beim Abnehmen zeigen können. Untersuchungen an Mäusen und Zellkulturen lassen keine verlässlichen Rückschlüsse auf den Menschen zu. Studien am Menschen wurden mit einer sehr geringen Teilnehmerzahl durchgeführt.
Spirulina als Eiweißlieferant?
Ebenfalls angepriesen wird der hohe Eiweißanteil von Spirulina, ebenso ein hoher Gehalt an Vitamin B12 – weshalb Spirulina für Veganer beworben wird. Doch auch hier hält die Realität nicht, was die Werbung verspricht. Zehn Spirulina-Tabletten (entsprechen etwa 4 Gramm) liefern dem Körper gerade einmal 2,4 Gramm Eiweiß. Ein Esslöffel Magerquark oder knapp 100 Milliliter Milch liefern die gleiche Menge. Um mit Spirulina auf nennenswerte Mengen zu kommen, müssten größere Mengen verzehrt werden. Milch- und Milchprodukte, Vollkorn, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind die besseren Eiweißlieferanten – und günstiger.
Viel Eisen und Vitamin B12 in Spirulina?
Auch die Auslobung des Vitamin B12-Gehaltes lässt sich nicht halten. Angaben der Verbraucherzentrale Bundesverband ist das enthaltene Vitamin B12 „für den Menschen größtenteils nicht nutzbar“. Die Verbraucherschützer beziehen sich auf die Auskunft des Max-Rubner-Instituts, demzufolge etwa 80 Prozent des enthaltenen Vitamin B12 in einer für den Menschen nicht verwertbaren Form vorliegt. Spirulina sei daher als B12-Quelle (vor allem für Veganerinnen und Veganer) ungeeignet, so die Verbraucherschützer.
Das gelte auch für das enthaltenen Beta-Carotin. Auch das in Spirulina vielgelobte Eisen liegt in einer für den Menschen schlecht verwertbaren Form vor. Und nicht nur das: Spirulina bindet Eisen. Das heißt: Bei häufigem Verzehr könnte es zu einer Eisenunterversorgung kommen, warnen die Verbraucherschützer.
Gesundheitliche Risiken von Spirulina
Und das sind nicht die einzigen gesundheitlichen Nachteile des Nahrungsergänzungsmittels Spirulina. Auch sind Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich, darunter Gerinnungshemmer, Immunsuppressiva und Antidiabetika. Wer solche Medikamente einnimmt und über eine Einnahme von Spirulina-Präparaten nachdenkt, sollte vorher in jedem Fall mit seiner Ärztin oder seinem Arzt Rücksprache halten. Auch allergische Reaktionen auf Spirulina sind möglich. Bei Menschen mit Phenyletonurie kann die (Blau-)Alge das Krankheitsbild der angeborenen, erblichen Eiweißstoffwechselerkrankung verschlimmern. Auch wer eine Schilddrüsenerkrankung hat, sollte die Einnahme von Spirulina mit dem Arzt oder der Ärztin abstimmen.
Quellen:
Spirulina – viel Grün und wenig dahinter. Online-Information der Verbraucherzentrale Bundesverband.
Spirulina: Wunderalge oder Humbug? Online-Information der Apotheken-Umschau.
Algenpräparate. Die grüne Gefahr. Online-Information der Stiftung Warentest.
Spirulina – Inhaltsstoffe & Funktion der „Wunderalge“. Online-Information von DoktorWeigel.de.
Ausgewählte Fragen und Antworten zur Position der DGE zu veganer Ernährung. Online-Information der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)