Was hilft gegen Migräne? Behandlung der chronischen Kopfschmerzen
Migräne: Was tun, wenn sich ein Anfall ankündigt?
Menschen, die an den starken Kopfschmerzattacken leiden, spüren sie meist schon im Vorfeld heranziehen. Mit einigen bestimmten Verhaltensweisen können Sie die Attacken jedoch abschwächen oder ihnen vorbeugen.
Persönliche Auslöser erkennen und vermeiden
Migräne-Anfälle werden von bestimmten Triggern ausgelöst. Welche das sind, variiert von Patient zu Patient. Das können einzelne Lebens- oder Genussmittel sein wie Schokolade oder Alkohol. Es können aber auch laute Geräusche, grelles Licht oder Wetterumschwünge sein. Wenn Sie Ihre persönlichen Trigger vermeiden, lässt sich einem Anfall gut vorbeugen.
Um Ihre individuellen Auslöser zu erkennen, sollten Sie ein Migräne-Tagebuch führen. Darin notieren Sie, was Sie gegessen und getan haben, bevor Sie einen Anfall bekamen. So können Sie Indizien sammeln, welche Faktoren mögliche Trigger sind.
Ein üblicher Auslöser für eine Migräne-Attacke ist Stress. In der Regel können Sie einem Anfall vorbeugen, indem Sie für Entspannung sorgen. Achten Sie auf einen regelmäßigen Tagesablauf, ausreichend Ruhepausen und pflegen Sie Ihre Routine sowie Rituale, die Ihnen erfahrungsgemäß guttun.
Ausdauersport gegen Migräne treiben
Regelmäßige Bewegung hilft dabei, die Anspannung aus dem Alltag abzubauen und Sie fit zu halten. Das gilt vor allem für Ausdauersportarten wie Joggen, Schwimmen oder Fahrradfahren. Sie können auch bei der Migräneprophylaxe helfen.
Entspannungstechniken lernen und anwenden
Zusätzlich ist es sinnvoll, eine Entspannungstechnik zu lernen und diese täglich für 15 Minuten anzuwenden. Dabei haben Sie unter anderem die Wahl zwischen:
- Atemtechniken
- Yoga
- Progressive Muskelentspannung
- Autogenes Training
- Achtsamkeitsmeditation
- Biofeedback
Außerdem kann Akupunktur entspannend und somit vorbeugend gegen Migräne-Anfälle wirken.
Was bei einem akuten Migräne-Anfall hilft
Wenn es bereits zu spät ist und Sie von einer Migräne-Attacke überfallen wurden, hilft nur noch der Rückzug. Das heißt, legen Sie sich in einem abgedunkelten, ruhigen Raum hin. Schließen Sie die Augen und versuchen Sie, sich auf Ihren Atem zu konzentrieren.
Rezeptfreie Schmerztabletten gegen leichte Migräne-Attacken
Gegen einen akuten Anfall, der mit nicht allzu starken Schmerzen einhergeht, helfen oft schon rezeptfreite Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Allerdings sollten Sie diese Tabletten gegen Migräne nicht länger als drei Tage hintereinander und nicht häufiger als zehn Mal im Monat einnehmen. Ansonsten können Sie die Kopfschmerzen verschlimmern (medikamenteninduzierter Kopfschmerz).
Antiemetika helfen gegen die Übelkeit
Meistens sind es nicht nur Kopfschmerzen, die Migränepatienten während eines Anfalls zu schaffen machen, sondern auch Übelkeit und Erbrechen. Beides lässt sich mit sogenannten Antiemetika lindern. Nehmen Sie die Tabletten gegen Übelkeit etwa 15 Minuten vor den Medikamenten gegen Migräne ein. Ansonsten kann es sein, dass die Antiemetika schlechter wirken, weil die Wirkstoffe durch die eingeschränkte Magenaktivität (zum Beispiel nach der Einnahme von Paracetamol) nicht richtig aufgenommen werden.
Triptane als Medikamente gegen Migräne
Triptane sind eine Gruppe von Medikamenten, die auch starke Migräne-Symptome einer akuten Schmerzattacke lindern können. Es gibt sie als Tabletten, Fertigspritzen, Zäpfchen oder Nasenspray – sowohl verschreibungspflichtig als auch rezeptfrei. Dennoch sollten Sie die Medikamente keinesfalls ohne Absprache mit Ihrem Arzt einnehmen, da es Kontraindikationen gibt. Wer zum Beispiel unter einer koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck oder Gefäßerkrankungen leidet, sollte keine Triptane einnehmen. Auch bei der Einnahme von Triptanen gegen eine Migräne mit Aura gibt es Besonderheiten zu beachten.
Triptane führen zu einer Verengung der Blutgefäße im Gehirn, die bei einem akuten Anfall oft geweitet sind. Außerdem hemmen Triptane entzündliche Prozesse im Zentralnervensystem und die Ausbreitung bestimmter Schmerzreize über die Hirnrinde. Meist wirken Triptane auch Übelkeit und Erbrechen entgegen, sodass Sie keine zusätzlichen Antiemetika einnehmen müssen. Triptane funktionieren jedoch nur, wenn Sie die Medikamente gleich zu Beginn der Kopfschmerzphase einnehmen.
Achtung! Auch Triptane können bei Überdosierung zu einer Verschlimmerung der Schmerzen führen. Nehmen Sie sie ebenfalls nicht häufiger als zehn Mal im Monat ein.
Betablocker & Co. zur Migräneprophylaxe
Triptane helfen nur bei akuten Migräne-Anfällen. Damit diese seltener vorkommen, verschreiben Ärzte einigen Patienten zusätzliche Medikamente zur Migräneprophylaxe. Dazu gehören folgende:
- Betablocker hemmen die Wirkung der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin im Körper und können daher Migräne-Anfällen vorbeugen. Betablocker senken außerdem den Blutdruck und die Herzfrequenz.
- Flunarizin gehört zur Arzneistoffgruppe der Calciumantagonisten (Calciumkanalblocker), die vor allem als Medikamente gegen Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden. Flunarizin wirkt entspannend auf die Muskulatur und kann nicht nur vorbeugend gegen Migräne-Attacken, sondern auch gegen Schwindel helfen.
- Valproinsäure beziehungsweise Valproate beeinflussen den Stoffwechsel im Gehirn. Valproinsäure hemmt einerseits die Wirkung erregender Botenstoffe, verstärkt andererseits aber auch die Wirkung beruhigender Botenstoffe. Bei Migränepatienten ist das Gehirn meist überreizt – Valproinsäure kann hier regulierend wirken und somit das Risiko für Schmerzattacken senken.
- Topiramat beeinflusst ebenfalls den Stoffwechsel im Gehirn und sorgt wie Valproinsäure dafür, dass das Gehirn nicht mehr so leicht reizbar ist.
All diese Mittel haben auch Nebenwirkungen – beispielsweise Gewichtszunahme oder -abnahme, Müdigkeit oder Schlafstörungen. Deshalb werden Medikamente bei Migräne auch nur dann prophylaktisch eingesetzt, wenn andere vorbeugende Maßnahmen nicht wirken. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob diese Art der Migräne-Therapie für Sie infrage kommt und welche Mittel für Sie am besten geeignet sind, sodass der Nutzen die Nebenwirkungen übersteigt.
Botox bei chronischer Migräne
Wenn Migränepatienten an mehr als acht Tagen im Monat unter Attacken und an mindestens 15 Tagen unter Kopfschmerzen leiden, spricht man von chronischer Migräne. Helfen die Medikamente zur Migräneprophylaxe sowie die Triptane nicht ausreichend gegen die Schmerzen, kann eine Botoxbehandlung infrage kommen.
Botox kann die übermäßige Empfindlichkeit des Nervensystems von Migränepatienten reduzieren und somit auch die Beschwerden lindern. Dafür werden an bestimmten Punkten am Körper Botoxspritzen gesetzt, unter anderem am Nacken, den Schultern, den Schläfen und der Stirn.
Homöopathie als ergänzende Maßnahme gegen Migräne
Wissenschaftliche Studien konnten bisher keine Wirkung von homöopathischen Mitteln bei Migräne nachweisen. Wenn Sie aber alle Möglichkeiten der Behandlung ausschöpfen wollen, können Sie sich von einem Homöopathen beraten lassen – idealerweise hat der Alternativmediziner eine Spezialisierung in diesem Bereich. Als alleinige Behandlung von Migräne ist Homöopathie jedoch nicht geeignet.
Kann Vitamin B2 Migräne vorbeugen?
Es gibt Hinweise in der Forschung, dass die gezielte Einnahme von Vitamin B2 (Riboflavin) möglicherweise Migräneattacken vorbeugen kann. So hat sich nach Angaben von Medizinern an der Schmerzklinik Kiel in Studien an Migränepatienten die Wirksamkeit von vorbeugend eingenommenem B2 in hoher Dosis (zwei Mal täglich 200 mg) bestätigt. Die Wirkrate entspreche in etwa der von Betablockern. Allerdings steht eine umfassende wissenschaftliche Studie zu dem Thema bislang noch aus.