Zähneknirschen: Woher Bruxismus kommt und was Sie dagegen tun können
Was ist eigentlich Zähneknirschen?
Zähneknirschen bezeichnet das Aufeinanderdrücken und Reiben der Zähne des Oberkiefers und Unterkiefers. Dabei wird auf die Zähne und die Kiefergelenke ein sehr hoher Druck (bis zu 480 kg/cm²) ausgeübt, was etwa dem Zehnfachen des Drucks entspricht, der beim normalen Kauen entsteht. Beim Zähneknirschen tritt das Drücken und Reiben jedoch unwillkürlich auf und dient keinem Zweck wie zum Beispiel dem Zerkleinern von Nahrung. Es können jedoch kauähnliche Bewegungen auftreten. Der medizinische Fachausdruck für diesen Vorgang lautet Bruxismus. Die meisten Betroffenen sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, ältere Patienten sind eher selten.
Zähneknirschen ist häufig im Schlaf zu beobachten (nocturnaler Bruxismus), kann aber auch tagsüber auftreten (diurnale Bruxismus). Im Gegensatz zum nächtlichen Bruxismus werden tagsüber häufig nur die Kiefer sehr stark aufeinandergedrückt, ohne dass es zum Knirschen kommt. Das alleinige starke Aufeinanderpressen der Zähne bezeichnen Ärzte als "zentrischer Bruxismus". Kommt noch ein Reiben hinzu, welches das typische Knirschgeräusch erzeugt, sprechen Mediziner von einem "exzentrischen Bruxismus".
Wie häufig oder lange das Knirschen stattfindet, ist individuell sehr unterschiedlich. In extremen Fällen kann es bis zu 45 Minuten täglich andauern.
Bruxismus: Was sind die Ursachen?
Beim Zähneknirschen sind die Ursachen vielfältig und noch immer nicht vollständig geklärt. Die früher weit verbreitete Annahme, dass das Knirschen immer die Folge einer Fehlstellung des Gebisses ist, ist inzwischen jedoch wissenschaftlich widerlegt. Es gibt zwar Fälle, in denen eine Zahnfehlstellung oder nicht passende Kronen ursächlich für das Knirschen sind. Bei den meisten Patienten sind jedoch andere Ursachen für das Zähneknirschen verantwortlich. Am häufigsten scheint Stress und/oder emotionale Belastungen der Auslöser zu sein. Darüber hinaus kann das Zähneknirschen auch mit einem erhöhten Konsum von Alkohol, Nikotin oder Koffein oder der Einnahme bestimmter Medikamente zusammenhängen. Und schließlich kann Zähneknirschen auch ein Symptom einer ganz anderen Erkrankung sein. So tritt es unter anderem bei folgenden Krankheiten auf:
- Restless-Legs-Syndrom
- nächtliche Epilepsie
- obstruktive Schlafapnoe
- Minderdurchblutungen
- Morbus Parkinson
- Chorea Huntington
Welche Symptome gehen mit Zähneknirschen einher?
Neben dem typischen Geräusch kann das Zähneknirschen weitere Symptome mit sich bringen. Zu den unangenehmen Begleit- und Folgeerscheinungen gehören häufig:
- Kopfschmerzen
- Muskelverspannungen im Kiefer
- Muskelverspannungen im Nacken und Rücken
- Tinnitus
- schwere Zahnschäden
Wenn das Knirschen vor allem nachts auftritt, bemerken es die Betroffenen oft gar nicht. Für den Zahnarzt gibt es jedoch einige Anzeichen, die auf (nächtlichen) Bruxismus hindeuten. Hierzu gehören:
- morgendliche Kieferschmerzen
- druckempfindliche Kaumuskulatur
- empfindliche Zähne
- Zahnabdrücke in Zunge oder Wange
- sichtbare Schliffflächen (glatt polierte Flächen) an den Zähnen
- Risse im Zahnschmelz
- Schäden an Zahnhälsen und Schneidekanten
Wie kann man gegen das Zähneknirschen vorgehen?
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die das Zähneknirschen deutlich verringern oder - im Idealfall - komplett verschwinden lassen. Welche Behandlung beim Zähneknirschen die beste ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Der Behandlungserfolg ist von dem einzelnen Patienten abhängig.
(Auf-)Bissschiene: Eine sogenannte Biss- oder Aufbissschiene sorgt für eine entspannte Haltung von Ober- und Unterkiefer und schützt die noch bestehende Zahnhartsubstanz. Sie schließt sich um die Zähne und verhindert so ein direktes Aufeinandertreffen der Zähne. Die Bissschiene wird von dem Zahnarzt individuell angefertigt und eignet sich vor allem zum Einsatz bei nächtlichem Bruxismus.
Medikamente: Arzneimittel zur Schmerzlinderung und/oder Muskelentspannung können bei Bedarf verabreicht werden. Sie sollten allerdings nur kurzfristig zum Einsatz kommen, denn sie dienen lediglich der Behandlung der Symptomatik, nicht jedoch der Ursachen.
Botox: In schweren Fällen von Bruxismus kann Botox in den Kiefermuskel injiziert werden. Das Nervengift soll den Muskel ruhiger halten und damit für mehr Entspannung sorgen.
Physiotherapie: Die manuelle Physiotherapie lockert die verspannte Kiefermuskulatur und fördert zudem die Durchblutung. Darüber hinaus lässt sich mit entsprechenden Übungen die Bewegungskoordination der Kiefermuskulatur verbessern.
Entspannungsverfahren und Anti-Stress-Training: Da bei vielen Patienten Stress die Ursache für das Zähneknirschen ist, hilft es, diesen zu reduzieren. Hierzu eignen sich unter anderem Entspannungsverfahren wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung. Bei Bedarf kann auch ein gezieltes Anti-Stress-Training helfen, in dem die Patienten spezielle Bewältigungsstrategien erlernen und/oder psychotherapeutische Hilfe bekommen.
Biofeedback: Bei diesen Verfahren lernen die Patienten, gezielt auf bestimmte Prozesse wie das Knirschen zu achten und dann bewusst dagegen zu steuern, zum Beispiel durch eine willentliche Entspannung der angespannten Kiefermuskulatur.