Was ist Weitsichtigkeit? Wissenswertes über Hyperopie
Weitsichtigkeit: Definition der Sehschwäche
Weitsichtigkeit wird in der Fachsprache auch Hyperopie oder Hypermetropie genannt. Es handelt sich um eine Form der Fehlsichtigkeit, bei der Gegenstände und Zeichen im Nahbereich unscharf erscheinen. Das liegt daran, dass der Brennpunkt der ins Auge einfallenden Lichtstrahlen bei Weitsichtigen nicht auf der Netzhaut liegt, sondern dahinter. Der Brennpunkt bezeichnet den Punkt, an dem die einfallenden, gebrochenen Lichtstrahlen sich bündeln.
Normalerweise werden die einfallenden Lichtstrahlen vom gesunden Auge so gebündelt, dass der Brennpunkt (Fokus) auf der Netzhaut liegt, sodass ein scharfes Bild entsteht.
Es gibt zwei mögliche Ursachen dafür, dass bei der Weitsichtigkeit der Brennpunkt hinter der Netzhaut liegt, sodass ein unscharfes Bild entsteht:
- Ein zu kurzer Augapfel (Achsenhyperopie)
- Eine zu geringe Brechkraft des optischen Apparats (Brechungshyperopie)
Die Brechungshyperopie kommt beispielsweise durch eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) zustande. Die beiden Ursachen für Weitsichtigkeit können getrennt voneinander, aber auch beide gleichzeitig auftreten, wenn etwa zur Weitsichtigkeit aufgrund einer Achsenhyperopie ein Astigmatismus hinzukommt.
Ursachen für Weitsichtigkeit bei Kindern
In der Regel ist eine Weitsichtigkeit, die sich bereits im Kindesalter bemerkbar macht, angeboren. Weitsichtige Kinder haben meist einen verkürzten Augapfel, leiden also unter einer Achsenhyperopie. In einigen Fällen kann jedoch auch die Brechkraft der Hornhaut, der Linse und/oder des Glaskörpers reduziert sein, also eine zusätzliche Brechungshyperopie vorliegen.
Der Augapfel befindet sich aber in dieser Zeit noch im Wachstum. Erst ab dem 30. Lebensjahr ist davon auszugehen, dass der Augapfel seine endgültige Größe erreicht hat. Wenn eine Achsenhyperopie die Ursache ist, kann sich Weitsichtigkeit bei Kindern demzufolge mit dem Alter verbessern. Meist pendelt sich die Sehstärke jedoch um das 13. Lebensjahr herum auf einen konstanten Wert ein, nachdem die Weitsichtigkeit zunächst bis zum 8. Lebensjahr stärker wurde. Weitere Veränderungen der Sehkraft treten in der Regel erst wieder mit Beginn der Altersweitsichtigkeit auf.
Altersweitsichtigkeit und wie sie entsteht
Die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie) unterscheidet sich von der angeborenen Weitsichtigkeit. Sie hat nichts mit der Länge des Augapfels zu tun, sondern mit der Elastizität der Augenlinse. In der ersten Lebenshälfte können sowohl Fehlsichtige als auch Normalsichtige die Augenlinse beugen oder strecken, um deren Brechkraft zu erhöhen oder zu senken und so scharf zu sehen. Dieser Vorgang nennt sich Akkomodation.
Weitsichtige können sich die Akkomodation bis zum 40. Lebensjahr zunutze machen, um die Brechkraft der Augenlinse so stark zu erhöhen, dass sie trotz verkürztem Augapfel im Nahbereich scharf sehen können. Die Elastizität der Linse lässt jedoch mit dem Alter immer weiter nach, sodass die Akkomodation immer schlechter funktioniert. Das führt zu Altersweitsichtigkeit. Diese ereilt auch Normalsichtige und Kurzsichtige, doch bei Weitsichtigen macht sie sich früher und stärker bemerkbar.
Symptome für Weitsichtigkeit rechtzeitig erkennen
Weitsichtige können die Schrift in Büchern oder Zeitungen im normalen Leseabstand nur schwer erkennen. Handarbeiten, zum Beispiel einen Knopf anzunähen, kann Weitsichtigen ebenfalls Schwierigkeiten bereiten. Auch bei der Computerarbeit können sie Probleme bekommen, wenn der Bildschirmabstand für sie zu gering ist. Daher halten sie Bücher, Zeitungen, Tablets und Co. gern mit ausgestreckten Armen vor sich. Der Computerbildschirm ist meist weiter nach hinten gestellt als bei den Kollegen.
Schulkinder, die weitsichtig sind, haben womöglich Probleme beim Lesen- und Schreibenlernen, weil sie die Wörter in den Büchern und ihre eigene Handschrift nicht gut erkennen können.
Eine unentdeckte, nicht korrigierte Weitsichtigkeit kann außerdem Kopfschmerzen und brennende, müde Augen nach sich ziehen.
Weitsichtigkeit behandeln: Brille, Kontaktlinsen oder lasern?
Sollten Sie den Verdacht haben, weitsichtig zu sein, zögern Sie nicht, einen Termin beim Augenarzt zu vereinbaren oder beim Optiker vorbeizuschauen, um einen Sehtest zu machen. Der Augenarzt oder Optiker misst mit verschiedenen Geräten, wie stark Ihre Sehkraft vom Normalwert abweicht. Daraufhin berechnet er, wie stark die Brechkraft der Sehhilfen sein muss, um die Weitsichtigkeit zu korrigieren.
Der Wert, der sich hierbei ergibt, wird in Dioptrien (dpt) angegeben. Da die einfallenden Lichtstrahlen bei Weitsichtigen zu schwach gebrochen werden, um auf der Netzhaut ein scharfes Bild zu erzeugen, müssen die Sehhilfen die Brechkraft erhöhen. Das wird durch ein Plus-Zeichen vor der Dioptrienzahl gekennzeichnet, z. B. +2 dpt.
Damit Sie Ihre Augen nicht überanstrengen, sollten Sie eine Weitsichtigkeit stets korrigieren lassen. Auf diese Weise überbeanspruchen Sie Ihre Augenlinse nicht durch permanente Akkomodation und die Elastizität der Augenlinse lässt nicht so früh nach.
Weitsichtige können sowohl eine Brille als auch Kontaktlinsen zur Korrektur der Sehschwäche tragen. Macht sich zusätzlich zur angeborenen Weitsichtigkeit die Altersweitsichtigkeit bemerkbar, kann eine Brille mit bifokalen Linsen dabei helfen, sowohl in der Nähe als auch in der Ferne gut zu sehen – ohne dass Sie die Brille immer wieder auf- und absetzen müssen.
Eine weitere Option, Weitsichtigkeit zu korrigieren, ist eine Laser-Operation an den Augen. Es gibt verschiedene Verfahren, bei denen ein Teil der Hornhaut abgetragen wird. In der Folge erhöht sich die Brechkraft des optischen Apparats und es ist keine zusätzliche Sehhilfe mehr notwendig. Ob diese Methode bei Ihnen angewandt werden kann, besprechen Sie bei Interesse am besten mit Ihrem Augenarzt. Muss die Hornhaut sehr stark verdünnt werden, um eine ausreichende Brechkraft zu erreichen, kommt die Laser-OP beispielsweise nicht infrage. Auch bei einem stark schwankenden Wert kann es Probleme geben.
Wenn Sie Ihr Leben lang normalsichtig waren und lediglich an Altersweitsichtigkeit leiden, kann zunächst eine Lesebrille ausreichen, die Sie bei Bedarf aufsetzen. Dennoch ist es ratsam, Rücksprache mit Ihrem Augenarzt zu halten.
Das Risiko für die Entstehung von Grünem Star ist bei Weitsichtigen erhöht – gehen Sie daher regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt.