Der Umgang mit Schizophrenie-Kranken: Hilfe für die Angehörigen
Selbstfürsorge ist kein Egoismus
Der Umgang mit erkrankten Angehörigen ist immer kräftezehrend. Dies gilt vor allem für den Umgang mit Menschen, die eine psychische Erkrankung haben. Als erstes sollten Angehörige daher lernen, die Selbstfürsorge zu stärken: Professionelle Hilfe durch Therapeuten, Unterstützung durch eine Selbsthilfegruppe und persönliche Erholungszeiten sorgen für die nötige Resilienz gegenüber den Belastungen als Angehöriger. Dabei sollten die Hilfestellung und die Selbstfürsorgezeiten mit dem Wissen des Erkrankten erfolgen, da dieser sonst das Gefühl von "Hintergangen werden" entwickeln kann.
Angehörigen nehmen Veränderungen früher wahr
Während die Erkrankungsschübe für den Betroffenen meist sehr plötzlich kommen, spüren nahe Angehörige meist schon im Vorfeld die Veränderungen im Verhalten des Erkrankten. Da Schizophrenie-Erkrankte mit irrationalen Denkweisen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen belastet sind, sollten Angehörige den Betroffenen nicht direkt auf diese Veränderungen hinweisen, sondern die indirekte Hilfestellung durch den Therapeuten gegenüber dem Erkrankten fördern.
Balance zwischen Nähe und Distanz lernen
Viele Erkrankte ziehen sich im Rahmen eines psychotischen Schubes noch mehr von ihrem sozialen Umfeld zurück als ohnehin schon. Doch gerade im Rahmen dieses Rückzuges kann sich ein Schub verschlimmern, während die irrationalen Gedankengänge sich durch ein "zerdenken" mit den außergewöhnlichen Denkmustern in einen Wahn steigern. Entsprechend ist für den Erkrankten die Nähe von vertrauten Personen förderlich, um der Intensivierung von Wahnideen und Halluzinationen entgegenzuwirken. Dies erfordert viel Kraft von den Angehörigen, die sich bei dem Wunsch, dem Erkrankten zur Seite zu stehen, dennoch nicht zu sehr von dessen Wahn vereinnahmen lassen dürfen. Zudem sollte der Rückzug nicht vollständig unterbunden werden, da der Erkrankte in diesem Rückzug auch eine Art instinktiven Selbstschutz umsetzt, der ihn vor Überbelastungen schützt.
Spaltung der Seele
Der Name "Schizophrenie" leitet sich von der "Spaltung der Seele" ab. Entsprechend zeigt sich die Erkrankung oft durch Verhaltensweisen, die vom Naturell des Betroffenen vor dem Krankheitsausbruch abweichen. Kritik kann in solchen Situationen als Angriff gedeutet werden, während zuvor gemochte Aspekte des täglichen Lebens auf den Erkrankten bedrohlich wirken. Bemühen Sie sich um Distanz gegenüber möglichen Anfeindungen und Wahnideen - diese Wahrnehmungen des Erkrankten haben nicht mit Ihnen oder der Persönlichkeit des Erkrankten zu tun, sondern manifestieren sich aus der verzerrten Wahrnehmung durch die Erkrankung.
Grenzen akzeptieren und respektieren lassen - auf beiden Seiten
In der akuten Psychose sind die Verhaltens- und Denkweisen des Erkrankten für die Angehörigen oft nicht mehr nachvollziehbar. Betroffene überschreiten dabei nicht selten die Grenzen ihres Umfeldes, was sich Angehörige bei allem Wunsch auf Rücksichtnahme nicht bieten lassen sollten. So kann eine Phase des Größenwahns zu Einkaufsorgien führen, welche die finanzielle Situation der Familie gefährdet, oder eine Panikattacke mit der Angst vor Verfolgung zu Gewaltausbrüchen gegenüber dem Zuhause führen, in dem auch andere Familienmitglieder zu Hause sind.
Der Erkrankte wünscht sich vom vertrauten Umfeld Verständnis, die jedoch aufgrund der Irrationalität der unterschiedlichen Wahrnehmung nicht vom Umfeld erbracht werden kann. Entsprechend wichtig ist es für Angehörige, Ruhe und Gelassenheit zu bewahren und das Verstehen nicht erzwingen zu wollen. Solche Situationen sind von Laien nur selten allein mit dem Erkrankten zu bewältigen. Umso wichtiger ist die Unterstützung durch Inanspruchnahme von Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und die behandelnden Therapeuten, um im akut auftretenden Fall der Selbst- und Fremdgefährdung nötigenfalls auch die Einweisung in die psychiatrische Klinik zum Schutz des Patienten (unter Erfüllung juristischer Voraussetzungen) und des Umfeldes umsetzen zu können.