Haare mit Seife waschen: Wissenswertes zu Aleppo-, Kern- und Haarseife
Haarseife oder festes Shampoo: Was ist der Unterschied?
Die Begriffe „Haarseife” und „festes Shampoo” werden häufig synonym verwendet. Tatsächlich handelt es sicher aber um zwei unterschiedliche Produkte zum Haarewaschen. Festes Shampoo ist vereinfacht gesagt ein reguläres Shampoo, dem das Wasser entzogen wurde. Dadurch bekommt es seine feste, seifenähnliche Form. Die Basis sind hier Tenside – oft auf Zucker- oder Kokosbasis – die für das charakteristische Schäumen sorgen.
Wie wirken Haarseifen?
Haarseifen haben einen pH-Wert zwischen 8 und 11, sind also alkalisch beziehungsweise basisch. Unsere Haut ist leicht sauer, sie hat einen pH-Wert von 5 bis 5,5. Wenn Sie Ihre Haare mit Seifen und hartem Wasser waschen, sollten Sie deshalb hinterher eine saure Rinse mit Apfelessig oder Zitronensaft zum Nachspülen verwenden. So vermeiden Sie auch, dass Kalkrückstände im Haar zurückbleiben. Darüber hinaus gibt es Duschköpfe, die Kalk aus dem Wasser filtern.
Wichtig bei der Auswahl der Haarseife ist der sogenannte Überfettungsgrad. Der bezeichnet den Prozentsatz der Öle, die beim Herstellungsprozess nicht in Seife umgewandelt worden sind. Die meisten Haarseifen haben einen Überfettungsgrad zwischen drei und zehn Prozent. Hier gilt: Je niedriger der Überfettungsgrad, desto stärker trocknet die Seife das Haar aus.
An diesem Grad lässt sich ein wichtiger Unterschied zwischen speziellen Haarseifen und Körperseifen festmachen. Letztere haben meist einen deutlich höheren Überfettungsgrad und sind daher nicht unbedingt für die Haarwäsche geeignet – außer möglicherweise bei sehr trockenem Haar.
Vorteile von Haarseife
Das Reinigen der Haare mit Seife statt mit konventionellen Shampoos hat viele Vorteile:
- Gute Verträglichkeit: Haarseife besteht meist aus natürlichen Inhaltsstoffen, die in der Regel auch bei sehr sensibler Kopfhaut keine allergischen Reaktionen hervorrufen.
- Umweltfreundlich: Haarseife kommt mit sehr wenig oder sogar komplett ohne Verpackung aus. Darüber hinaus ist sie normalerweise biologisch abbaubar.
- Praktisch für unterwegs: Auf Reisen oder in der Sporttasche macht sich die Haarseife besonders gut, denn sie braucht sehr wenig Platz und ist handlich. Für kürzere Reisen können Sie beispielsweise die benötigte Menge vom Seifenstück abschneiden und mitnehmen.
Nachteile von Haarseife
Diese Punkte können gegen die No-Poo-Variante („No-Poo” steht hier für „No Shampoo”) mit Haarseife sprechen:
- Wenig Rückfettung: Je nach Ölzusatz und Überfettungsgrad ist Haarseife deutlich weniger pflegend als Shampoo. Wer sehr spröde oder trockene Haare hat, muss eventuell mit weiteren Produkten nachpflegen.
- Kein Schaumspaß: Seifen schäumen deutlich weniger als Shampoos. Für einige Menschen fühlen sich die Haare nach dem Waschen dadurch weniger sauber an. Wer sich aber genug Zeit nimmt, um die Haarseife wirklich überall auf der Kopfhaut zu verteilen, der muss sich über die Reinigungskraft keine Gedanken machen.
- Schmierkram: Der Seife fehlt die beim Shampoo übliche Verpackung. Liegt sie unverpackt in der Dusche oder am Badewannenrand, kann das zu unschönen Seifenresten auf den Fliesen führen. Hier kann eine kleine Seifenschale helfen.
Aleppo-Seife eher für fettige Haare nutzen
Eine der bekanntesten Haarseifen ist Aleppo-Seife, die ursprünglich aus Syrien stammt und auch heute noch im Heißsiedeverfahren hergestellt wird. Sie wird traditionell aus Oliven- und Lorbeeröl gekocht. Dazu wird zunächst das Olivenöl mit Natronlauge bei 200 Grad verkocht. Zum Ende des Verseifungsprozesses fügt man Lorbeeröl hinzu.
Aleppo-Seifen enthalten nur natürliche, hochwertige Inhaltsstoffe – das macht sie so beliebt bei Anhängern der No-Poo-Philosophie. Durch den geringen Überfettungsgrad pflegen sie die Haare allerdings nicht sehr intensiv und rauen es etwas auf. Wer sehr trockenes Haar hat, sollte also lieber zu anderen Haarseifen greifen oder mit Ölen oder pflegenden Produkten nach der Wäsche arbeiten. Je höher der Lorbeeranteil in der Aleppo-Seife, desto rückfettender wirkt sie. Ein höherer Anteil an Olivenöl dagegen schmälert den fettenden Effekt.
Aleppo-Seifen können Sie im gutsortierten Drogeriemarkt, im Reformhaus oder in Naturkosmetik-Shops kaufen.
Kernseife trocknet die Haut aus
Die klassische Kernseife kann auch als Haarseife verwendet werden. Sie besteht aus tierischen oder pflanzlichen Fetten und entsteht bei einer Verseifung mit Natronlauge und dem anschließenden Aussalzen mit Natriumchlorid.
Ebenso wie Aleppo-Seife ist auch Kernseife eher ein Mittel gegen fettige Haare. Denn sie trocknet Kopfhaut und Haare stark aus. Kernseife finden Sie in jedem Drogeriemarkt.
Haare mit Seife waschen: Tipps für die Anwendung
Die Haarwäsche mit Haarseife oder Kernseife unterscheidet sich nicht allzu sehr von der Wäsche mit konventionellem Shampoo. Einige Besonderheiten gibt es aber doch zu beachten. So gehen Sie am besten vor:
- Nässen Sie Ihr Haar zunächst komplett mit Wasser durch.
- Schneiden Sie ein kleines Stück Seife mit einem Messer ab oder reiben Sie die Seife in der Hand auf, bis sie schäumt.
- Verteilen Sie die Seife nun auf der gesamten Kopfhaut und dem Haaransatz.
- Spülen Sie die Seife dann gründlich aus.
- Je nach Wasserhärtegrad (siehe oben) können Sie anschließend mit einer sauren Rinse nachspülen. Vermischen Sie dafür einen Esslöffel Zitronensaft oder Apfelessig in einem Liter kalten Wasser und gießen Sie die Rinse durch die Haare.
- Spülen Sie nach der Sauren Rinse nicht noch mal nach, sondern lassen Sie die Haare an der Luft trocknen.