Physische Veränderungen während der Pubertät: So verändert sich dein Körper
Warum verändert sich mein Körper während der Pubertät?
Startpunkt deiner Pubertät beziehungsweise der physischen Veränderungen während der Pubertät sind neue Signale im Gehirn, welche die Bildung von Sexualhormonen in deinem Körper, genauer: zuerst in deinen Nebennieren, anregen. Bei Jungen gibt das Gehirn mit etwa elf Jahren den Startschuss zur Hormonbildung, bei Mädchen um das neunte Lebensjahr. Langsam reifen die Hoden bei Jungen und die Eierstöcke bei Mädchen, damit diese nach einigen Jahren die Hormonbildung übernehmen können. Bei Frauen wird vermehrt das Geschlechtshormon Östrogen gebildet, bei Männern Testosteron. Zunächst vollziehen sich die hormonellen Veränderungen unbemerkt.
Doch irgendwann wird dir deine körperliche Entwicklung auffallen. Die weiblichen und männlichen Geschlechtshormone setzen verschiedene physische Veränderungen während der Pubertät in Gang: Mädchen bemerken beispielsweise häufig zuerst, dass ihre Brust plötzlich berührungsempfindlich wird und sich etwas geschwollen anfühlt. Jungen fällt vielleicht auf, dass sich Flaum an den Beinen bildet. Welche pubertätsbedingte körperliche Veränderung man zuerst bemerkt, ist individuell verschieden. Wenn du magst: Frag doch mal deine Eltern, wie sie ihre Pubertät erlebt haben oder horche mal bei deinen Freunden nach, ob ihnen bereits etwas auffällt.
Physische Veränderungen während der Pubertät bei Mädchen
Ganz besondere Momente sind für junge Frauen das Einsetzen der Monatsblutung – fast jede Frau erinnert sich an diesen Moment ganz genau – und das Brustwachstum. Doch es finden noch viele andere physische Veränderungen während der Pubertät bei Frauen statt. So entwickeln sich weibliche Kurven. Die Hüften werden breiter, der Körper nimmt an Fettgewebe zu und wird weicher. Die Haut der Brustknospen wird dunkler und es wachsen feine Härchen. Ebenso beginnen an deinen Beinen, unter den Armen, um den Bauchnabel und auf und um die äußeren Schamlippen herum Härchen zu wachsen, die mit der Zeit immer fester und dunkler werden. Die äußeren und inneren Schamlippen vergrößern sich und auch die Klitoris (Kitzler), die empfindliche und gefühlsintensive Stelle im oberen Bereich deiner Schamlippen wird größer. Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter entwickeln sich. Reift in deinen Eierstöcken schließlich die erste Eizelle heran, bekommst du deine erste Periode – und kannst ab da schwanger werden. Sollten deine Brüste sich in ihrer Größe etwas unterscheiden, ist das ganz normal. Der Körper kennt kein „Copy-Paste“. Es wächst alles individuell und einzigartig. Und das ist genau richtig so.
Warum blute ich während der Periode aus der Scheide?
Siehst du zum ersten Mal Blut in deiner Unterhose, kann dich das erstmal erschrecken. Blut macht vielen Angst, weil es auf eine Verletzung hindeutet. Doch die Verletzung, die bei der Monatsblutung entsteht, ist nicht gefährlich. Die „Menarche“, so wird die Regelblutung in der Fachsprache genannt, ist Teil eines Reinigungsprozesses. Wächst im Körper eine befruchtungsfähige Eizelle heran, wächst zeitgleich auch Gebärmutterschleimhaut, um eine befruchtete Eizelle ernähren zu können. Ungefähr zwei Wochen vor der Periode löst sich die Eizelle vom Eierstock (Eisprung) und wandert durch den Eileiter in Richtung Gebärmutter. Jetzt könnte sie befruchtet werden. Geschieht dies nicht, nistet sie sich nicht im „Gebärmutter-Nest“ ein. Die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wird nicht mehr benötigt – und die Gebärmutter stößt sie ab. Du blutest und verlierst Schleimhautgewebe. Im Laufe des nächsten Monatszyklus baut sich wieder neue Schleimhaut auf. Du kannst dir das in etwa wie Bettenmachen in einem Hotel vorstellen: Jeden Monat wird das Bett für eine befruchtete Eizelle neu gemacht. Mag sich der „kleine Gast“, also eine befruchtete Eizelle, nicht darin „einkuscheln“, kommt das „alte Bettzeug“ weg und das Bett wird frisch gemacht.
Wie viel Blut verliere ich während der Periode und wie fange ich es auf?
Während der Periode kannst du ein Ziehen oder leichte bis stärkere Schmerzen im Unterleib und im Rücken spüren. Diese entstehen, wenn sich die Gebärmutter zusammenzieht, um die Gebärmutterschleimhaut abzustoßen. Versuche es mal mit einer Wärmflasche, diese tut vielen Mädchen gut. Wärme entspannt die Muskulatur. Etwa eine halbe Tasse voll Menstruationsblut verlierst du während deiner Tage. Auffangen kannst du dieses mit Binden (Watteeinlagen, die in die Unterhose geklebt werden), Menstruationsunterwäsche (waschbare und wiederverwendbare Perioden-Unterhosen mit speziellem saugfähigem Kern) oder Tampons (Röllchen aus gepresster Baumwolle und Rückholfädchen, die in die Scheide eingeführt werden). Diese musst du regelmäßig wechseln. Nimm also immer ausreichend Nachschub mit, wenn du unterwegs bist.
Bist du bereits älter und schon mit deinem Körper und seiner Periode gut vertraut, kann möglicherweise auch eine Menstruationstasse (kleiner Behälter aus Silikon, der das Blut im Inneren der Scheide auffängt) eine Option für dich sein. Bei den meisten Frauen dauert die Periode fünf bis sieben Tage, bei manchen aber auch kürzer oder länger. Du bekommst bald ein Gespür dafür, wie deine Periode abläuft. Gerade zu Beginn der Pubertät kann es sein, dass diese auch mal ganz ausbleibt. Das ist durch die hormonellen Veränderungen bedingt und nicht ungewöhnlich. Eine gynäkologische Praxis solltest du aufsuchen, wenn du Sex hattest und schwanger sein könntest oder wenn deine Periode ohne ersichtlichen Grund mehrere Monate ausbleibt. Gynäkolog:innen in deiner Nähe findest du mit Hilfe der Suche der Gelben Seiten.
Intimbereich reinigen
Reinige deine Vulva, also deine äußeren Geschlechtsteile, regelmäßig mit warmem Wasser – während deiner Periode zwei Mal täglich – und verzichte dabei auf normale Seifen, Wasch- und Durchgele. Diese können den empfindlichen Bereich reizen und ihn anfälliger für krankmachende Keime machen. Deine Scheide, also das Innere des Körpers reinigt sich von selbst und ist mit einem speziellen keimtötenden Sekret (Scheidenflora) ausgestattet. Unter anderem sorgen Milchsäurebakterien für ein saures Milieu, in dem sich krankmachende Keime nur schlecht vermehren können. Möchtest du ein Reinigungsgel benutzen, wähle eines, das auf den pH-Wert des Intimbereichs abgestimmt ist.
Lesetipp: Perioden-Hygiene: Fragen rund um die Damenbinde.
Was ist „Weißfluss“?
Manche jungen Mädchen bemerken, dass weißliches Sekret aus ihrer Scheide austritt. Dieses wird „Weißfluss“ genannt und ist ganz normal. Falls sich bei dir etwas mehr Weißfluss bilden sollte, kannst du diesen mit einer dünnen, atmungsaktiven Slipeinlage auffangen. Aufmerksam werden solltest du allerdings, wenn das Sekret komisch riecht oder die Farbe verändert. Dann kann eine Infektion die Ursache sein, etwa ein Scheidenpilz. Auch Rötungen, Juckreiz und Brennen sind Warnzeichen, die dir zeigen, dass etwas in deinem Intimbereich nicht in Ordnung ist. Vereinbare dann einen Termin bei einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin und lasse dich untersuchen und behandeln. Gynäkolog:innen in deiner Nähe findest du mit Hilfe der Suche der Gelben Seiten. Ist es dein erster Frauenarztbesuch, nimm deine Mama oder eine gute Freundin mit. Das gibt dir Sicherheit und du bist nicht mehr ganz so aufgeregt.
Stimmungsschwankungen durch Veränderungen im Gehirn
Auch in deinem Gehirn finden Veränderungsprozesse statt. Wahrnehmen kannst du diese beispielsweise durch vermehrte Stimmungsschwankungen: Bist du in einem Moment happy und im nächsten total traurig oder gereizt – und weißt gar nicht warum – können die Hormone dahinterstecken. Auch bemerken viele Mädchen in der Woche vor ihrer Periode vermehrte Stimmungsschwankungen und manchmal auch Heißhunger oder verstärkte Müdigkeit. Dies ist auf die zyklusbedingten hormonellen Schwankungen zurückzuführen und normal. Achtung: Merkst du, dass du dich über einen längeren Zeitraum nicht gut fühlst, du etwa sehr bedrückt bist und oft weinen musst, sprich mit deinen Eltern darüber. Manchmal kann eine psychische Erkrankung die Ursache sein. Wird diese von einem Arzt oder einer Ärztin diagnostiziert und behandelt, kann es dir bald wieder besser gehen.
Lesetipp: Ratgeber „Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“ der Gelben Seiten.
Entwicklung der Geschlechtsmerkmale während der Pubertät bei Jungen
Auch bei Jungen verändert sich während der Pubertät der Körper. Ganz besondere Momente für junge Männer sind der erste Samenerguss – fast jeder Mann erinnert sich daran – sowie der Stimmbruch und das Bartwachstum. Doch es finden noch viele andere physische Veränderungen während der Pubertät bei Männern statt. So bildet sich auf dem Körper zuerst ein Flaum, der sich vor allem an den Beinen, am Oberkörper, im Intimbereich, unter den Armen und im Gesicht zu festen Haaren verändert. Du fragst dich, wie viel Bart du bekommen wirst? Schau mal, wie der Bart von deinem Vater aussieht, denn das Haarwachstum ist erblich bedingt. Auch deine Schultern werden breiter, deine Stimme tiefer und das Muskelwachstum nimmt zu. Hoden und Penis vergrößern sich. Ebenso entwickeln die Geschlechtsteile ihre Funktionen, damit du später ein Kind zeugen kannst. In dieser Entwicklungsphase erleben Jungen– oft im Schlaf – ihren ersten Samenerguss.
Unreine Haut: Akne bei Jungen häufiger
Manche Jugendliche haben mit nervigen Pickeln und Mitessern zu kämpfen. Der Grund: Durch das Sexualhormon Testosteron bildet die Haut vermehrt Fett (Talg). Kann dieses aufgrund einer Verhornungsstörung der Haut nicht abfließen, sammelt es sich in der Pore und ist eine ideale Futterstätte für Bakterien. Diese vermehren sich und lösen Entzündungsreaktionen aus. Hast du sehr viele entzündete Pickel und Mitesser – Experten sprechen von Akne – kannst du dich an eine:n Hautärzt:in wenden. Dermatolog:innen in deiner Nähe findet du mit Hilfe der Suche der Gelben Seiten. Spezielle Waschgele und Salben öffnen die Poren, regulieren die Talgproduktion, hemmen das Bakterienwachstum und wirken antientzündlich.
Tipp: Probiere es mal mit einem Mikrofasertuch ergänzend zur Waschlotion. Dieses hat besonders feine Fasern, welche gut die Poren reinigen können. Achte bei Cremes zudem darauf, dass diese „nicht komedogen“ sind. Das bedeutet: Sie verstopfen nicht die Poren.
Lesetipp: Akne behandeln: Was hilft gegen Pickel?
Talgbildung am Penis: Smegma regelmäßig entfernen
Auch der Penis hat Talgdrüsen. Jungen sollten ihren Penis täglich mit warmem Wasser reinigen – und dabei die Vorhaut ganz zurückschieben, damit das Smegma (Substanz der Talgdrüsen an Eichel und Vorhaut) entfernt wird. So lassen sich Entzündungen vorbeugen. Auf Seife und Duschgel in diesem empfindlichen Bereich sollten Jungen verzichten, sie können Reizungen verursachen. Solltest du Schmerzen am Penis haben oder eine Entzündung entdecken, solltest du einen Termin bei einem Urologen oder einer Urologin vereinbaren. Adressen in deiner Nähe findest du mit Hilfe der Suche der Gelben Seiten. Ist es dein erster Besuch beim Urologen, nimm deine Mutter, deinen Vater oder einen Kumpel mit, wenn du dich dann sicherer fühlst und weniger nervös bist.
Lesetipp: Penisentzündung: Ursachen, Symptome & Behandlung.
Stimmbruch: Warum wird meine Stimme tiefer?
Während der Pubertät wächst der Kehlkopf – bei Männern besonders. Das führt dazu, dass deine Stimme teilweise etwas krächzender, unklarer oder schriller klingt. Da deine Stimme in der Zeit der Umstellung nicht immer stabil ist, die Tonlagen wechselt und immer mal „wegbrechen“ kann, wird diese Phase als „Stimmbruch“ bezeichnet. Je größer dein Kehlkopf wird, desto tiefer wird deine Stimme.
„Wachstumsschub“ und Körpergröße
Die Sexualhormone sorgen dafür, dass Jungen und Mädchen größer werden. Bis zu acht Zentimeter im Jahr nimmt die Körpergröße zu. Da die Pubertät bei Mädchen in der Regel früher beginnt als bei Jungen, setzt bei ihnen auch der Wachstumsschub früher ein. Sie sind dann eine ganze Weile größer als Jungen. Allerdings hören sie früher auf zu wachsen und Jungen holen auf. Erwachsene Frauen sind im Schnitt kleiner als Männer.
Stimmungsschwankungen während der Pubertät – auch bei Jungen
Auch Jungen erleben Stimmungsschwankungen. In ihrem Gehirn finden ebenso wie bei Mädchen Veränderungsprozesse statt, welche dazu führen, dass du von einem Hoch schnell mal in ein Tief kommen kannst. Zum Beispiel kannst du total zufrieden sein und plötzlich sagt ein Kumpel oder deine Eltern etwas, was dich total nervt – und die Stimmung ist dahin. Das Hin und Her der Gefühle kann echt anstrengend sein. Vielleicht fühlst du manchmal auch ganz viel Wut in dir. Vermehrte Aggression kann auf das Testosteron zurückzuführen sein. Jetzt eine Prügelei zu beginnen oder Gegenstände zu zerstören, wäre der falsche Weg. Battle dich beim Fußball oder einer anderen Sportart. Vielleicht hast du auch Lust, Boxen oder Karate auszuprobieren? Beratschlage dich mit deinen Eltern, Geschwistern oder Freunden, was dir bei Stimmungsschwankungen guttun und dich ausgleichen kann.
Achtung: Merkst du, dass du dich über einen längeren Zeitraum nicht gut fühlst, du etwa sehr bedrückt bist, keine Motivation mehr hast und dir plötzlich deine Hobbys keine Freude mehr machen, sprich mit deinen Eltern darüber. Manchmal kann eine psychische Erkrankung die Ursache sein. Der erste Kontakt ist meist ein:e Ärzt:in für Kinder- und Jugendmedizin. Diese:r kann zu weiteren Fachstellen überweisen, etwa eine:n Psychiater:in. Wird eine psychische Erkrankung wie eine Depression oder Angststörung behandelt, kann es dir bald wieder besser gehen.
Lesetipp: Ratgeber „Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“ der Gelben Seiten.
Quellen: