Vaginitis: Ursachen, Symptome und Behandlung der Scheidenentzündung
Was ist eine Vaginitis?
Die Begriffe Vaginitis, Vulvovaginitis und Kolpitis beschreiben eine Entzündung der Vaginalschleimhaut. Diese kann durch eine Infektion entstehen, beispielsweise durch einen Pilzbefall (Vulovaginalkandidose) oder die Folge einer bakteriellen Infektion sein (bakterielle Vaginose, BV). Es ist aber auch möglich, dass sich die Scheidenentzündung ohne eine vorangehende Infektion ausbildet. Dies ist bei etwa 30 Prozent der Betroffenen der Fall.
Etwa 70 Prozent der betroffenen Frauen leiden unter einer infektiösen entzündlichen Vaginitis. Schätzungen zufolge ist jede Frau mindestens einmal in ihrem Leben von einer Vaginitis betroffen. Die Entzündung kann die äußere Scheide mit den Schamlippen (Vulva) sowie die innere Scheide (Vagina) betreffen.
Vaginitis-Ursache: Woher kommt die Scheidenentzündung?
Es gibt viele verschiedene Vaginitis-Ursachen. Wie bereits angedeutet, kann sich die Scheidenentzündung in Folge einer bakterielle Vaginose oder eines Pilzbefalls der Scheide (Candida-Vaginitis) ausbilden. Bakterien, welche eine Vaginitis auslösen können, sind Staphylokokken, Streptokokken, anaerobe Bakterien wie Garnerella-Bakterien oder Gonokokken, welche die sexuell übertragbare Erkrankung Gonorrhoe (Tripper) verursachen. Ursache einer Pilzinfektion sind meist Candida-Pilze.
Auch Darmbakterien, etwa der Darmkeim Escherichia coli, welche in den Bereich der Scheide gelangen, können eine Ursache der Vaginitis sein. Unter den Viren sind HPV-Viren und Herpes-Viren ein möglicher Auslöser einer Kolpitis. Unter den Parasiten können als Beispiel Trichomonaden genannt werden.
Wie kommen die Erreger in die Scheide?
Einige Erreger leben natürlicherweise in der Scheide und verursachen keine Probleme. Die gesunde Scheidenflora, allen voran die wichtigen Laktobazillen, hält die Erregerzahl in Schach, sodass keine Infektion entsteht. Ist die Scheidenflora allerdings geschwächt, kann es passieren, dass sich krankmachende Erreger stark vermehren – und es aufgrund dieser Überbesiedelung zu einer Infektion kommt. Auch von außen können Erreger in die Scheide gelangen. Geschlechtsverkehr ist ein Risikofaktor, insbesondere wenn Sexualpartner häufig gewechselt werden oder beim Geschlechtsverkehr ungeschützt zwischen vaginalem und analem Verkehr gewechselt wird. Eine falsche Toilettenhygiene – Abwischen von hinten nach vorne – begünstigt ebenfalls eine Vaginitis.
Mediziner unterscheiden die primäre von der sekundären Kolpitis:
- Primäre Kolpitis: Die natürliche Scheidenflora wird durch Erreger verursacht, die von außen in die Scheide gelangen.
- Sekundäre Kolpitis: Die Scheidenflora ist so sehr gestört (Dysbiose), dass sich vereinzelt vorhandene Erreger stark vermehren und zu einer Entzündung führen.
Aggressive Hygiene kann Scheidenentzündung verursachen
Da die Scheidenschleimhaut sehr empfindlich ist, können auch Seifen, Schaumbäder, Intimdeos, Binden, bestimmte Waschmittel, Weichspüler, feuchtes Klopapier mit Zusätzen, bestimmte Gleitgele oder zu häufiges Waschen des Intimbereichs mit Duschgel eine Entzündung der Scheide auslösen – weil sie das natürliche Scheidenmilieu beträchtlich stören können. Mediziner sprechen dann von einer durch Reizstoffe oder Chemikalien ausgelösten Vaginitis.
Gynäkologinnen und Gynäkologen empfehlen daher, den Intimbereich möglichst nur mit warmem Wasser zu reinigen. Wer auf ein Reinigungsprodukt nicht verzichten möchte, sollte darauf achten, dass es frei ist von Parfumstoffen und Farbstoffen und einen auf den Intimbereich abgestimmten pH-Wert hat. Denn: Alles, was die Scheidenflora stören kann und ihre Abwehr schwächt, erhöht des Risiko für eine Scheidenentzündung aufgrund überwuchernder Keime.
Erhöhtes Vaginitis-Risiko durch Medikamente und bestimmte Krankheiten
Das Vaginitis-Risiko kann zudem bei der Einnahme bestimmter Medikamente steigen. Dazu gehören unter anderem Antibiotika, Kortison, Krebsmedikamente sowie Immunsuppressiva, also Medikamente, welche das Immunsystem unterdrücken. Bestimmte Stoffwechselerkrankungen wirken sich ebenfalls auf das Vaginitis-Risiko aus, beispielsweise Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Adipositas (Fettsucht), Krebserkrankungen oder das Cushing-Syndrom. Operationen gelten ebenfalls als Risikofaktor.
Vaginitis-Symptome: bei Ausfluss, Rötung und Juckreiz zum Arzt
Eine Vaginitis verursacht einen vaginalen Ausfluss (Fluor), der sich von dem gesunden, geruchslosen und weißlichen-weißen oder klaren Ausfluss einer gesunden Scheidenflora unterscheidet. Oftmals ist kranker Fluor dünnflüssig, gräulich, schaumig und hat einen unangenehmen Geruch. Der veränderte Fluor kann begleitet sein von:
- Brennen
- Rötungen
- Juckreiz
- Schwellung der Scheidenschleimhaut
- leichten Blutungen
- rauer, trockener Scheidenhaut
- Schmerzen beim Wasserlassen (Dysurie)
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr (Dyspareunie)
Verschiedene Vaginitis-Arten und ihre Symptome
Mediziner unterscheiden verschiedene Vaginitis-Arten mit entsprechenden Kernmerkmalen. Je nach Ursache variieren die Symptome:
- Bakterielle Vaginose: grauer, dünnflüssiger Ausfluss, „fischiger“ Geruch, Juckreiz, Rötung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Der pH-Wert der Scheide ist höher als 4,5.
- Candida-Vaginitis: dickflüssiger, weißer Ausfluss, brökeliger Ausfluss, Juckreiz mit oder ohne Brennen, Rötung, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Der pH-Wert der Scheide ist kleiner als 4,5.
- Trichomonaden-Vaginitis: Verursacht durch den einzelligen Parasiten Trichomonas vaginalis. Reichlich, übelriechender gelb-grüner Ausfluss, Schmerzen beim Wasserlassen, Schmerzen beim Sex, Rötung.
- Entzündliche Vaginitis: eitriger Ausfluss, trockene und raue Scheidenhaut, Schmerzen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr. Häufig bei Frauen nach den Wechseljahren.
Vaginitis behandeln: Was die Scheidenentzündung heilt
Liegt der Vaginitis eine Infektion zugrunde, wird diese entsprechend behandelt. Es gibt verschiedene Therapieansätze: Die bakterielle Vaginose beispielsweise wird mit Antibiotika behandelt, eine Pilzinfektion mit entsprechenden Anti-Pilzmitteln, sogenannten Antimykotika. Bei einer nicht-infektiösen Scheidenentzündung können Antihistaminika helfen, den Juckreiz zu lindern. Bei Bedarf kann kurzzeitig und niedrig dosiert Kortison Anwendung finden.
Probiotika mit Milchsäurebakterien werden bei einer Dysbalance der Scheidenflora verabreicht, um das Scheidenmilieu zu stabilisieren. Ist Östrogenmangel die Ursache, etwa nach den Wechseljahren, kann die Gabe von Östrogenpräparaten Linderung verschaffen. Diese können lokal angewendet werden, etwa in Form von Salben und Zäpfchen, aber auch oral in Form von Tabletten geschluckt werden.
Sex erst wieder nach überstandener Scheidenentzündung
Neben der medikamentöse Behandlung ist es wichtig, den Intimbereich entsprechend sanft zu behandeln. Frauen mit Vaginitis sollten auf alle reizenden Stoffe im Intimbereich verzichten und darauf achten, dass Darmkeime nicht in die Scheidenregion verschleppt werden. Während der Entzündungsphase sollten Frauen auf Geschlechtsverkehr verzichten. Zum einen, weil es die Scheide unnötig reizt, zum anderen, weil mögliche Erreger sonst hin und her übertragen werden können (Ping-Pong-Effekt). Meist heilt die Vaginitis innerhalb weniger Wochen aus.
Quellen:
Übersicht über Vaginitis. Online-Information von MSD Manual. Ausgabe für medizinische Fachkreise.
Bakterielle Vaginose. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) in Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Ausfluss/ Entzündung der Scheide: Komplikationen. Online-Information des Berufsverbands der Frauenärzte e. V. (BVF) in Zusammenarbeit der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG).
Erkrankungen der Vagina. Scheidenerkrankungen. Online-Information des Barmherzige Brüder Krankenhauses St. Barbara in Schwandorf.
Scheidenpilz. Online-Information von gesund.bund.de des Bundesministeriums für Gesundheit.