Impfreaktionen und Impfkomplikationen: Nutzen und Risiken von Impfungen
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Impfreaktionen und Impfkomplikationen: Nutzen und Risiken von Impfungen

Durch Impfungen konnten viele schwere Erkrankungen so zurückgedrängt werden, dass sie nur noch selten oder fast gar nicht mehr auftreten. Doch Impfungen können auch Nebenwirkungen haben. Meist sind das vorübergehende Impfreaktionen. Es können in seltenen Fällen aber auch schwerere unerwünschte Impfwirkungen auftreten.

Vorteile von Impfungen

Impfungen haben dazu geführt, dass eine Reihe schwerer Erkrankungen erfolgreich zurückgedrängt werden konnte, etwa Polio und Pocken. Zudem helfen Impfungen, dass sich hoch ansteckende Krankheiten, beispielsweise Masern, nicht ausbreiten. Ist ein Großteil der Bevölkerung geimpft, kann das gelingen. Man spricht dann von Herdenimmunität. Ein Begriff, der vor allem durch die Corona-Pandemie in der Bevölkerung an Bekanntheit gewonnen hat. Kann eine Herdenimmunität erreicht werden, können auch Menschen geschützt werden, die sich nicht impfen lassen können oder die besonders anfällig sind, etwa chronisch Kranke, Ältere und Kinder.

Impfungen nehmen einen bedeutenden Stellenwert bei der Prävention von Erkrankungen ein. Ein sicherer Impfschutz kann dann erreicht werden, wenn die Schutzimpfung vollständig durchgeführt ist, also alle empfohlenen Dosen verabreicht wurden.

Impfreaktionen: Mögliche Nachteile von Impfungen

Wer mit Blick auf Impfungen unsicher ist, sollte sich immer von seinem Arzt oder seiner Ärztin beraten lassen – ebenso mit Blick auf die Vorteile als auch auf mögliche Risiken – bevor er sich für oder gegen eine Impfung entscheidet. Bei Impfungen können Nebenwirkungen auftreten. Meist handelt es sich um Impfreaktionen, die nach der Impfung auftreten. Dazu gehören unter anderem Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Fieber, Erschöpfung sowie Schwellung und Schmerzen an der Einstichstelle. Diese Impfreaktionen zeigen die Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff an. Meist klingen die Impfreaktionen nach wenigen Tagen ab.

Möglich ist zudem, dass Geimpfte eine intensivere Abwehrreaktion des Körpers zu spüren bekommen und ähnliche Symptome zeigen, wie sie bei Kontakt mit dem „echten“ Erreger auftreten würden. Diese stärkeren Impf- beziehungsweise Abwehrreaktionen sind bei Lebensimpfstoffen nicht selten. Ein Beispiel sind „Impfmasern“. Etwa fünf Prozent der Geimpften zeigen rund eine Woche nach der Impfung einen Hautausschlag und Fieber. Diese Reaktion ist Experten zufolge aber deutlich milder als eine echte Masernerkrankung. Komplikationen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen oder Entzündung des Gehirns (Masern-Enzephalitis) treten Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge nur in Ausnahmefällen auf.

Impfreaktion: Allergische Reaktionen sind möglich

In seltenen Fällen kann es zu schwereren Impfreaktionen kommen, etwa eine allergische Reaktion. Daher sollte dem Arzt vor einer Impfung immer mitgeteilt werden, wenn bekannte Allergien bestehen. Denn in Impfungen werden verschiedene Zusatzstoffe und Substanzen eingesetzt, etwa als Bestandteil der Impfstoffart, um die Wirkung zu erhöhen oder um Erreger abzutöten. Diese sind in der Regel in nur sehr geringer Menge enthalten. Dennoch ist eine Abwehrreaktion des Körpers nicht auszuschließen. Beispiele sind etwa Aluminiumsalze, Formaldehyd und Hühnereiweiß. Zwar kommen heute kaum noch Spuren von Hühnereiweiß in Impfstoffen vor. Dennoch sollten Allergien immer angesprochen werden. Da das Risiko einer allergischen Reaktion und im schlimmsten Fall die Gefahr eines allergischen Schocks besteht, sollten Geimpfte nach der Impfung immer noch einige Zeit in der Praxis bleiben. So kann der Arzt im Bedarfsfall rasch reagieren.

Schwere Impfkomplikationen

Auch schwerwiegende sogenannte unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW) nach Impfungen, die über das übliche Maß einer Impfreaktion hinausgehen, sind möglich, aber sehr selten. Diese Impfreaktionen müssen laut Infektionsschutzgesetz (IfSG) gemeldet werden. Die Meldung erfolgt vom Arzt an das Gesundheitsamt. Die Gesundheitsämter wiederum sind verpflichtet, dies der zuständigen Landesbehörde und der zuständigen Bundesoberbehörde sowie dem Paul-Ehrlich-Institut zu melden. Wer den Verdacht auf eine Impfkomplikation hat, kann dies online direkt dem Paul Ehrlich-Institut melden.

Drohen Impfschäden nach einer Impfung?

Zuerst stellt sich die Fragen: „Was ist ein Impfschaden?“ Unter einem Impfschaden versteht man die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung durch die Schutzimpfung. Im Infektionsschutzgesetz ausführlich geregelt ist, dass durch eine öffentlich empfohlene Schutzimpfung geschädigte Person auf Antrag Versorgung nach dem Bundesversorgungsgesetz erhält. 

Die Beurteilung, ob eine im zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung eingetretene gesundheitliche Schädigung durch die Impfung verursacht wurde, ist Aufgabe des Versorgungsamtes im jeweiligen Bundesland. Wer den Verdacht auf einen Impfschaden hat, sollte sich im ersten Schritt beim Gesundheitsamt melden oder sich von einem Selbsthilfeverband beraten zu lassen. Im weiteren Schritt kann professionelle Unterstützung in Form eines Rechtsanwalts oder einer Rechtsanwältin sinnvoll sein.

Kinder impfen: Warum werden Impfungen so früh verabreicht?

Der Begriff „Kinderkrankheiten“ bedeutet nicht, dass diese harmlos sind, sondern, dass diese vor allem im Kindesalter auftreten. Aus diesem Grund sind einige Impfungen bereits für Babys und Kleinkinder empfohlen. Das Robert Koch-Institut nennt als Beispiel Keuchhusten. Seien Kinder bei einer Keuchhusten-Infektion jünger als sechs Monate, komme es in rund 25 Prozent der Fälle zu Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Atemstillständen. Danach sinke die Komplikationsrate auf etwa fünf Prozent. Ein Säugling würde daher von einer Keuchhusten-Impfung in besonderem Maße profitieren, so das RKI. Eltern sollten sich beim Kinderarzt oder der Kinderärztin informieren, welche Impfungen empfohlen sind und sich ausführlich zu möglichen Risiken, aber auch zum Nutzen informieren, bevor sie eine Entscheidung für oder gegen die Impfung treffen.

Angaben des RKI zufolge werden Kinder heute zwar gegen mehr Krankheiten geimpft als früher, dabei seien die Impfungen selbst aber verträglicher geworden, da die Zahl der übertragenen Antigene deutlich geringer geworden sei. So hätte der alte Keuchhusten-Impfstoff 3.000 Antigene enthalten, der heutige nur noch 150. Zudem würde sich das kindliche Immunsystem, das für diese Aufgabe gut gerüstet sei, tagtäglich mit einer vielfach größeren Menge von Antigenen auseinandersetzen, als dies bei Impfungen der Fall sei. Außerdem gebe es keine Hinweise, dass Mehrfachimpfungen die Immunabwehr überlasten. Eltern, die unsicher sind, was Impfungen anbelangt, sollten sich ausführlich vom Kinderarzt oder der Kinderärztin beraten lassen, bevor sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.
Bei einigen Impfungen kann es tatsächlich passieren, dass diese krankheitsähnliche Symptome verursachen. Das kann bei den Impfstoffen geschehen, die abgeschwächte oder lebende Erreger enthalten (Lebendimpfstoffe). Eine voll ausgeprägte Erkrankung entwickelt sich Impfexperten zufolge so gut wie nie. Ein Beispiel sind die „Impfmasern“: Etwa fünf Prozent der Masern-Geimpften bekommen etwa eine Woche nach der Impfung einen masernähnlichen Hautausschlag und Fieber. Eine voll ausgeprägte Masernerkrankung oder bekannte Komplikationen wie Mittelohr- oder Lungenentzündungen würden aber nicht auftreten, so das RKI. Auch die gefürchtete Entzündung des Gehirns, die Masern-Enzephalitis, trete nach einer Masernimpfung nur in Ausnahmefällen auf. Eltern, die unsicher sind, was Impfungen anbelangt, sollten sich ausführlich vom Kinderarzt oder der Kinderärztin beraten lassen, bevor sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.
Impfexperten zufolge ist es besonders Impfungen zu verdanken, dass schwere Infektionskrankheiten wie Kinderlähmung oder Diphtherie in Deutschland nicht mehr oder nur noch sehr selten vorkommen. Sinkende Impfquoten könnten dies aber ändern, so die Warnung. Sinkende Impfquoten würden prinzipiell auch die Gefahr neuer Epidemien bergen, so das RKI. Auch hier gilt die Empfehlung: Eltern, die unsicher sind, was Impfungen anbelangt, sollten sich ausführlich vom Kinderarzt oder der Kinderärztin beraten lassen, bevor sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.
Infobox Impfen

Impfungen gehören in der Medizin zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen. Doch keine Impfung kann 100-prozentig vor der Krankheit schützen, gegen die geimpft wurde. Kommt es trotz Impfung zu einer Infektion, ist der Verlauf in der Regel milder als bei ungeimpften Personen. Auch wenn Impfungen in den meisten Fällen gut vertragen werden, ist nicht auszuschließen, dass Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen auftreten.


Haben Sie Fragen zu Impfungen, Impfschutz, Impfreaktionen oder Impfnebenwirkungen oder sind Sie unsicher, ob Auffrischungsimpfungen anstehen, wenden Sie sich an Ihren Hausarzt oder Ihre Hausärztin. Nehmen Sie zum Gespräch den gelben Impfpass mit. Informieren Sie sich ausführlich über den Nutzen und mögliche Risiken, bevor Sie sich für oder gegen eine Impfung entscheiden.

Quellen:

Antworten des Robert Koch-Instituts und des Paul Ehrlich-Instituts zu den 20 häufigsten Einwänden gegen das Impfen. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Impfungen. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de.

Wie sicher sind Impfstoffe und welche Impfreaktionen können vorkommen? Online-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.impfen-info.de.

Sicherheit von Impfungen. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).

Meldeformulare. Nebenwirkungsmeldung online. Angebot des Paul Ehrlich-Instituts (PEI).

Impfungen – Risiko oder Rettung? Der Fakten-Check. Online-Information der Stiftung Warentest: www.test.de.

Disclaimer: Dieser Text enthält nur allgemeine Hinweise und ist nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung geeignet. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Alle individuellen Fragen, die Sie zu Ihrer Erkrankung oder Therapie haben, besprechen Sie mit Ihrem behandelnden Arzt.
AL
Ann-Kathrin Landzettel
Autor/-in
Ann-Kathrin Landzettel M. A. ist Gesundheitsjournalistin aus Leidenschaft. Vor allem zwei Fragen treiben die geprüfte Gesundheits- und Präventionsberaterin an: Wie können wir lange gesund bleiben – und wie im Krankheitsfall wieder gesund werden? Antworten findet sie unter anderem im intensiven Austausch mit Ärztinnen und Ärzten sowie in persönlichen Gesprächen mit Patientinnen und Patienten. Seit fast zehn Jahren gibt sie dieses Wissen rund um Gesundheit, Medizin, Ernährung und Fitness an ihre Leserinnen und Leser weiter.
Ann-Kathrin Landzettel
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