Poliomyelitis (Polio, Kinderlähmung): Symptome, Behandlung und Polio-Impfung
Was ist Polio?
Kinderlähmung (Poliomyelitis, Polio) ist eine durch Viren verursachte, sehr ansteckende Erkrankung, die zu bleibenden Lähmungen an Armen und Beinen führen kann. Übertragen werden die Polio-Viren durch Schmierinfektion (Stuhl-Hand-Mund). Das heißt, die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden und können durch fehlende Hygiene (fehlendes Händewaschen nach dem Toilettengang) auf Oberflächen weitergegeben werden. Haften die Polio-Viren an der Hand, können sie über diese in den Mund gelangen. Verschmutztes Wasser kann ebenso eine Infektionsquelle sein. Auch können Infizierte die Erreger über Husten und Niesen weiterverbreiten (Tröpfcheninfektion).
Polio in Deutschland – ein Problem?
Europa gilt seit 2002 als poliofrei – auch dank der Polio-Impfung. Da nicht auszuschließen ist, dass Polio von Risikoregionen nach Deutschland eingeschleppt wird, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) auch weiterhin die Impfung gegen Kinderlähmung.
Wie gefährlich ist Kinderlähmung (Polio)?
Etwa 95 Prozent der Polio-Infizierten merken der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge nicht, dass sie sich angesteckt haben. Bei etwa fünf Prozent treten sechs bis neun Tage nach der Ansteckung (Inkubationszeit) Fieber, Übelkeit, Kopfschmerzen und Halsschmerzen auf. Da die Polio-Symptome einer Grippe ähneln, werden diese nicht selten als Grippe fehlgedeutet. Während bei einem Teil die Beschwerden nachlassen, entwickelt ein anderer Teil weitere Kinderlähmungssymptome wie Rückenschmerzen, Nackensteifigkeit und Muskelspasmen, die auf die Beteiligung des Zentralen Nervensystems (ZNS) hindeuten. Bei einigen Betroffenen kommt es zu bleibenden Schäden wie Lähmungen der Arm- und Beinmuskulatur und/oder der Schluck-, Sprech- und Atemmuskulatur. Eine Behandlung gegen Polio gibt es nicht. Ärzte können nur die Symptome therapieren.
Polio-Impfung: Kombinationsimpfstoff ab zwei Monaten
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Polio-Impfung Säuglingen ab zwei Monaten. Auch wenn Deutschland laut der Weltgesundheitsorganisation WHO als poliofrei gilt, rät die STIKO zur Polio-Impfung, damit Kinder geschützt sind und sich die Krankheit nicht wieder ausbreiten kann – etwa indem sie aus Risikogebieten eingeschleppt wird. Die Grundimmunisierung erfolgt über einen Sechsfachimpfstoff, der neben Polio auch gegen Diphtherie, Tetanus (Wundstarrkrampf), Pertussis (Keuchhusten), Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B (Leberentzündung) impft. Der Sechsfachimpfstoff soll nach folgendem Impfschema verimpft werden:
- Die erste Impfung sollte im Alter von zwei Monaten verabreicht werden (ab acht Wochen).
- Die zweite Impfung soll im Alter von vier Monaten verimpft werden. Der Abstand zwischen erster und zweiter Impfung muss acht Wochen betragen.
- Die dritte Impfdosis wird im Alter von elf Monaten verabreicht. Zwischen zweiter und dritter Polio-Impfung sollte ein Abstand von mindestens sechs Monaten liegen.
Welche Impfreaktionen und Nebenwirkungen sind möglich?
Zu den möglichen Impfreaktionen, welche eine Aktivierung des Immunsystems anzeigen, gehören unter anderem Rötung, Schmerzen und Schwellung an der Einstichstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Müdigkeit und Übelkeit. Solche Impfreaktionen klingen in der Regel nach drei Tagen ab.
Nebenwirkungen sind Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zufolge selten. Bei Säuglingen und jungen Kleinkindern könne es in Einzelfällen im Zusammenhang mit Fieber zu einem folgenlosen Fieberkrampf kommen. Als weitere seltene Nebenwirkung, „die sich schnell und folgenlos wieder zurückbildet“, wurde ein kurzzeitiger „schockähnlicher Zustand“ beobachtet, in dem die Muskelspannung nachlasse und das Kind nicht mehr ansprechbar sei. Allergische Reaktionen auf Bestandteile des Impfstoffs seien ebenfalls möglich.
Quellen:
Poliomyelitis. Online-Information des Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung (HZI).
Polio-Impfung bei Kindern. Online-Information von impfen-info.de, einem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Kinderlähmung (Polio). Online-Information des Bundesministeriums für GesundheiT: www.gesund.bund.de.
Poliomyelitis. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).
Impfungen. Online-Information des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): www.gesundheitsinformation.de.
Poliomyelitis-Impfung. Informationen für Beschäftigte und Reisende. Online-Information des Auswärtigen Amts.
Schutzimpfung gegen Poliomyelitis: Häufig gestellt Fragen und Antworten. Online-Information des Robert Koch-Instituts (RKI).